Ausgezeichnete Forschung
Prof. Dr. Jessica Bertrand erhält den Arthur-Vick-Preis für ihre Forschung zu einem neuen Therapieansatz gegen rheumatoide Arthritis.
Magdeburg (FME) - Es ist die weltweit häufigste entzündliche Gelenkerkrankung und betrifft allein in Deutschland 550.000 Menschen – rheumatoide Arthritis. Betroffene leiden unter Schwellungen und Schmerzen vor allem an Fingern und Händen bis hin zu deformierten Gelenken, oft begleitet von Erschöpfung und anhaltender Müdigkeit. Prof. Dr. Jessica Bertrand, Leiterin der Experimentellen Orthopädie an der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg, erforscht die molekularen Mechanismen dieser Erkrankung und hat dabei einen neuen Ansatzpunkt für Therapien identifiziert. Für ihre exzellente Forschungsleistung auf diesem Gebiet wurde die Biologin jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie mit dem Arthur-Vick-Preis ausgezeichnet.
In der prämierten Forschungsarbeit von Prof. Bertrand zusammen mit Forscher:innen aus London, Münster und Hannover konnte gezeigt werden, dass ein Antikörper gegen das Oberflächenmolekül Syndecan-4 die aktive Gelenkentzündung bei einer rheumatoiden Arthritis stark reduzierte. Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem des Körpers gegen körpereigene Strukturen richtet. Das Immunsystem sieht Eiweiße der Gelenkinnenhaut und des Knorpels fälschlicherweise als fremd an und versucht diese zu bekämpfen. Damit wird ein Entzündungsprozess, reguliert durch bestimmte Zytokine, in Gang gesetzt. Prof. Bertrand erläutert: „Die Signalwege dieser Zytokine spielen dabei eine entscheidende Rolle. Das Zytokin Interleukin-1 aktiviert bestimmte Bindegewebszellen der Gelenkinnenhaut, welche aggressiv am Knorpel anheften und somit die Knorpelzerstörung und die Knochenerosion bei rheumatoider Arthritis maßgeblich steuern. Beeinflusst wird der IL-1-Signalweg dabei von dem Oberflächenmolekül Syndecan-4, das bei dieser Erkrankung stark hochreguliert wird.“ In den Experimenten der Wissenschaftler:innen habe sich gezeigt, dass durch die Gabe eines blockierenden Antikörpers der entzündungsfördernde Signalweg zwischen dem IL-1 und Syndecan-4 unterbrochen werden konnte. „Wir sind sehr zuversichtlich, damit einen neuen Mechanismus für eine Therapie identifiziert zu haben“, schlussfolgert die 43-Jährige.
Prof. Bertrand wurde für ihre Forschung bereits mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt gewann sie gemeinsam mit Klinikdirektor Prof. Dr. Christoph Lohmann den Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation des Landes Sachsen-Anhalt. Die gebürtige Essenerin studierte Biologie in Osnabrück. Es folgten zwei Postdoc Fellowships in Münster und London. 2015 wurde sie auf die W2-Professur für Experimentelle Orthopädie an der Otto-von-Guericke-Universität berufen.
Zum Arthur-Vick-Preis
Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) vergibt jährlich den Arthur-Vick-Preis. Die Auszeichnung dient der Förderung der Forschung auf dem Gebiet der orthopädischen Rheumatologie. Die Auszeichnung ist mit 6.000 Euro dotiert. Eingereicht werden können Arbeiten zur angewandten Forschung sowie zur Therapie rheumatischer Erkrankungen mit dem Schwerpunkt der orthopädischen Rheumatologie.
Originalarbeit:
Antibody-mediated inhibition of syndecan-4 dimerisation reduces interleukin (IL)-1 receptor trafficking and signalling. DOI: 10.1136/annrheumdis-2019-216847
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. rer. nat J. Bertrand, Experimentelle Orthopädie, Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg, Tel.: 0391/67-15804, Email: