Forschung statt Ruhestand
Der langjährige Direktor der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg Prof. Dr. med. Thomas Fischer hat sich zum 30. September eigentlich in den Ruhestand verabschiedet. Am Institut für Molekulare und Klinische Immunologie der Universität Magdeburg will er sich als Leiter einer Forschungsgruppe trotzdem weiterhin in der Forschung engagieren.
„Wir arbeiten an einem sehr spannenden Projekt, das die molekularen Ursachen der überschießenden Entzündung – auch Zytokinsturm genannt – und der Thromboseentstehung bei bestimmten Formen von Blutkrebs untersucht. Besonders spannend ist, dass wir aus den Ergebnissen eventuell neue Ansätze in Diagnostik und Therapie entwickeln können. Darauf freue ich mich wirklich sehr!“, erzählt Prof. Fischer.
Vor 12 Jahren wurde Prof. Fischer an die Universität Magdeburg berufen, nachdem er bereits seit 2008 die Klinik für Hämatologie und Onkologie Magdeburg kommissarisch leitete. Prof. Fischer hat die Entwicklung der Medizinischen Fakultät und der gesamten Universitätsmedizin Magdeburg entscheidend mitgeprägt. Mit seiner Unterstützung konnte für den Standort Magdeburg die allogene Stammzelltransplantation als spezielle Form der Immuntherapie für Patient:innen mit bösartigen Bluterkrankungen etabliert werden. Darüber hinaus konnte von der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. eine Forschungsförderung für frühe klinische Studien zur Entwicklung neuer Therapieansätze eingeworben werden. Ein weiterer bedeutender Meilenstein für die Universitätsmedizin Magdeburg unter Mitwirkung von Prof. Fischer war die erfolgreiche Etablierung und Zertifizierung eines Onkologischen Zentrums der Universitätsklinik Magdeburg im Juli 2020. Ein weiterführender Antrag auf ein sogenanntes Comprehensive Cancer Center im Verbund mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin und dem Uniklinikum Halle wurde mit seiner Unterstützung ebenfalls auf den Weg gebracht. Auch in der Nachwuchsförderung hat sich der Humanmediziner engagiert und zusammen mit Partnern in der Onkologie und mit Unterstützung des Sonderforschungsbereichs SFB854 eine Förderung für den Aufbau eines Ausbildungskollegs für sogenannte Clinician Scientists über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung eingeworben. Das Else-Kröner-Forschungskolleg ermöglicht jungen wissenschaftlich talentierten Ärzt:innen ihre klinische Tätigkeit mit ihrer Forschungsarbeit zu vereinbaren. Ziel ist es anwendungsbezogene und patientenorientierte medizinischen Forschung damit zu verbessern. „Das alles wäre ohne das besondere Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht möglich gewesen und deshalb gilt mein besonderer Dank den vielen Mitarbeitern in der Pflege, in der ärztlichen und psychologischen Versorgung, in der klinischen und experimentellen Forschung und natürlich auch dem Klinikumsvorstand“, erklärt Prof. Fischer. Was ihm fehlen wird, sei die Arbeit als Arzt und der Umgang mit oft sehr schwer erkrankten Patienten, denen er neue Perspektiven schenken konnte. Aber auch die Anleitung junger Ärztinnen und Ärzte war immer etwas, dass ihm sehr am Herzen gelegen habe. Diese Mischung und die Tatsache, dass es in der Medizin immer Neues zu entdecken gibt, sind auch der Grund für Prof. Fischer sich weiter in der Forschung zu engagieren: „Diese Suche nach etwas noch Unentdecktem ist wie das Finden eines Schlüssels zu einem Schloss, mit dem sich eine neue Welt erschließt und dieser Prozess ist für mich immer wieder mit großer Faszination verbunden.“ Auf die Frage, wie gut er jetzt auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbereitet sei, sagte er abschließend: „Man kann ja nur hoffen, dass man sich gut vorbereitet hat. Ich habe zumindest einen Plan und hoffe sehr, dass er aufgeht. Ich habe es in meinem Leben gelernt sehr flexibel mit den vielfältigsten Hürden umzugehen und in diesem Sinn blicke ich optimistisch in die Zukunft und freue mich darauf, dass nun wieder ein bisschen mehr Zeit für’s Nachdenken und Reflektieren in mein Leben zurückkehrt.“
Zur Person: Professor Dr. med. Thomas Fischer, Jahrgang 1958, wurde in Lindau am Bodensee geboren. Er studierte Humanmedizin in Klausenburg (Rumänien), Hannover und Göttingen. Als Forschungsstipendiat absolvierte er während seiner Ausbildung einen Teil des Praktischen Jahres an der Tufts University in Boston, USA. 1988 erfolgte die Ärztliche Approbation und im selben Jahr die Promotion.
Nach dem Staatsexamen nahm Fischer im Rahmen eines Postdoktorandenstipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DGF) eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der klinischen Arbeitsgruppe der Max-Planck-Gesellschaft an der Medizinischen Universitätsklinik Göttingen auf. Im Rahmen einer DFG-Förderung folgte 1990 ein sechsmonatiger Aufenthalt als Forschungsstipendiat am "Hospital for Sick Children" in Toronto, Kanada. Nach seiner Rückkehr arbeitete er als Assistenzarzt an der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Mainz. 1993 absolvierte er das USA-Staatsexamen in Medizin bei der ECFMG (Educational Commission for Foreign Medical Graduates). Bei einem einjährigen Aufenthalt 1995 als Clinical Follow an der Cleveland Clinic Foundation, USA, vertiefte er seine Kenntnisse in der Hämatologie, hämatopoetischen Stammzelltransplantation und internistischen Onkologie. Am Ende des darauffolgenden Jahres wurde der Facharzt für Innere Medizin zum Oberarzt und Forschungsgruppenleiter der III. Medizinischen Klinik der Universität Mainz ernannt. Anfang 1998 erwarb Prof. Fischer die Schwerpunktbezeichnung Hämatologie und Internistische Onkologie.
2000 habilitierte er sich und erhielt die „venia legendi“ für das Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Im Folgejahr wurde er "Medical Director" an derselben Klinik. In dieser Funktion oblag ihm die Verantwortung für das strategische, operative, wirtschaftliche und administrative Management der Einrichtung. Prof. Fischer wurde 2005 auf die W2-Professur für Leukämie- und Tumorforschung mit dem Schwerpunkt „Signalübertragungshemmer in der Tumortherapie“ am Fachbereich Medizin der Universität Mainz an der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik (Stiftungsprofessur) berufen. 2009 folgte die Berufung auf den Lehrstuhl für Hämatologie und Onkologie an die Universität Magdeburg. Der Hämatologe und Internistische Onkologe war viele Jahre Vorstandsmitglied und zwischen 2012 und 2019 Vorstandsvorsitzender des Tumorzentrums Magdeburg/ Sachsen-Anhalt e.V.