Rede von Prof. Hans-Jochen Heinze zum Modulbau Haus 60E

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Sehr geehrter Herr Minister Richter, sehr geehrter Herr Minister Willingmann, meine sehr verehrten Damen und Herren,

heute ist der Tag des Containers, oder, wie die Fachleute sagen, des Modulbaus. Es ist zweifellos ein Tag, der unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. Aufmerksamkeit: die bekommt man, wenn man Auffälliges präsentiert, denn unser Gehirn ist determiniert, die geistigen Ressourcen auf Auffälliges zu richten und adäquat zu reagieren. Offenbar, meine Damen und Herren, konnten wir Ihr Gehirn heute zu solcher Ressourcen-Freigabe motivieren, denn wir haben ganz viele Anrufe von Ihnen erhalten, ob wir denn heute ein Dichtfest oder ein Richtfest feierten oder ob wir uns in der Einladung auffällig vertippt hätten. Dem ist ganz gewiß nicht so: Ein Dichtfest ist nämlich ein spezielles Richtfest, ein Richtfest für Häuser ohne Dachstuhl, und ein Dichtfest wird gefeiert, wenn der Bau geschlossen, also dicht ist. Das ist heute der Fall, und ich freue mich sehr, dass wir mit diesem Richtigem Dichtfest soviel aufmerksame Besucher hier versammeln konnten.

Tatsächlich ist die Feier heute etwas ganz Besonders und anders als eine Feier der vielen anderen Bauvorhaben, die hier auf dem Campus geplant oder bereits fortgeschritten sind. Denn unser Modulbau hat zwei Bedeutungen. Er soll dazu beitragen, die Belastungen durch die Covid-19 Pandemie und eventuelle künftige Pandemien zu schultern. Und dann symbolisiert der Modulbau wie kein anderes Bauvorhaben den Aufbruch in die Zukunft der Unimedizin Magdeburg. Warum tut er das? Weil er überhaupt erst die Grundlage dafür ist, dass wir die Unimedizin in eine zukunftsweisende Struktureinheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung führen können, nämlich dass wir die vielen auf dem Gelände zerstreuten Kliniken und Institute in einem zentralen Gebäude zusammenbringen können, dem sog Magischen Dreieck Haus 60 c-e. Für diese Zusammenführung braucht man natürlich Zwischenlösungen,  braucht insbesondere ein neues Bettenhaus, und dieser Container stellt dafür 99 Betten bereit. In die obere Etage wird die Urologie unter Leitung von Prof Schostak eingerichtet werden, und in den unteren beiden Etagen werden die Thorax-Chirurgie unter Leitung von Professor Wallis und die Pneumonologie unter Leitung von Prof Schreiber einziehen. Mit dieser räumlichen Einheit haben wir jetzt auch die Möglichkeit, ein modernes Zentrum für Lungenmedizin einzurichten mit einem Alleinstellungsmerkmal im Norden Sachsen-Anhalt.

Die Aufstellung des Modulbau, ein Unternehmen von ca 10 Millionen, verläuft planmäßig, und im Dezember erfolgt der Umzug der genannten Kliniken. Und parallel dazu wird tatsächlich mit der Planung für das Haus 60 c, dem ersten Bauabschnitt des Magischen Dreiecks begonnen: Im November wird eine Bietergemeinschaft dafür den Zuschlag erhalten und mit der Arbeit beginnen.

Meine Damen und Herren, zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, als wir uns gemeinsam mit der Politik auf den Weg gemacht haben, für die fundamentalen Probleme des Uniklinikums, die wir damals festgestellt haben, eine zukunftsweisende Lösung zu erarbeiten. Klar, das war und das ist alles andere als einfach: Die Dimension und die Komplexität der Aufgaben, die vor uns liegen, sind riesengroß, und wir haben tatsächlich spät mit der Zukunft begonnen: Die anderen Uniklinika sind uns 10 Jahre voraus. Aber wir sind nicht zu spät: Das Magische Dreieck steht jetzt im Koalitionsvertrag, und viele andere Bauvorhaben wie das Herzzentrum, der Linearbeschleuniger und das integrierte Notfallzentrum sind auf dem Weg. Bis wir am Ziel sind, bis die Unimedizin Magdeburg im Jahr 2035 zum Gesundheitscampus für den Norden Sachsen-Anhalts geworden ist, müssen wir noch sehr viele Herausforderungen bewältigen, denn die alten Gebäude und Strukturen des Campus haben essentielle intrinsische Probleme. Aber klar ist auch: Es gibt keine Alternative zur Unimedizin Magdeburg. Denn die  Unimedizin ist das Rückgrat der evidenzbasierten bestmöglichen Medizin, und das Versprechen, jetzt eine Hochleistungsmedizin flächendeckend im ganzen Land durch Digitalisierung zu realisieren, kann nur mit der Unimedizin eingelöst werden.

Wie wollen und werden wir diese großen Aufgaben meistern?  Das werden wir tun (i) mit unseren guten Partnern und (ii) nach unseren Prinzipien, nach den Prinzipien Aufklärung, Mut und Hoffnung. Unsere Partner – das ist die Politik, die sich jetzt entschlossen mit uns auf den Weg gemacht hat; und das sind die anderen Krankenhäuser, vor allem das Städtische Klinikum, mit dem wir zusammen gehen wollen und gehen müssen, wenn wir die beste Gesundheitsversorgung auch in Zukunft hier realisieren wollen. Und unsere Prinzipien – das ist die kontinuierliche und transparente Aufklärung aller Defizite, auch wenn so eine Aufklärung richtig unbequem sein kann; das ist der politische Mut, die begrenzten Ressourcen nicht gleichmäßig-bequem, sondern selektiv nach Leistung und Perspektive zu verteilen; und das ist die universitäre Hoffnung, dass wir uns damit im Kampf um die besten Köpfe in Deutschland behaupten werden. Denn in den Köpfen, in der Exzellenz der Menschen, die hier arbeiten, der Ärztinnen und Ärzte, der Schwestern und Pfleger und der Mitarbeiter:innen in den anderen Gesundheitsfachberufen, der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und nicht zuletzt in der Exzellenz der Verwaltung liegt der Schlüssel für unsere universitätsmedizinische Zukunft 2035. Denn wir sind umgeben von hochpotenten Standorten  der Universitätsmedizin in  Berlin, Göttingen, Hannover und Braunschweig , mit denen wir natürlich im produktiven und harten Wettbewerb stehen. Gestern erreichte mich eine Mail eines Pflegers, der seit mehr als 25 Jahre an diesem Uniklinikum arbeitet. In dieser Mail schreibt er sinngemäß: ‚Lieber Vorstand, bitte haben Sie weiter solche Visionen, damit ich auch in Zukunft meinen Arbeitsplatz behalte.‘ Und ich werde antworten: ‚Genau dafür werden wir alles tun, was möglich ist – und noch ein bisschen mehr.‘

Meine Damen und Herren, die Grundlage für den heutigen Tag, für das Dichtfest des Modulbaus, wurde in 2019 und im ersten Halbjahr 2020 gelegt, insbesondere im ‚stürmischen‘ Jahr 2019. Es ist offensichtlich, dass ganz viele Menschen hierzu auf großartige Weise beigetragen haben; ich kann sie nicht alle nennen kann, die Zeit ist zu knapp. Zwei Namen allerdings möchte ich stellvertretend für alle erwähnen: Das ist einmal der frühere Dekan Prof. Hermann-Joseph Rotkötter, der den damals wirklich schwierigen Neustart des Uniklinikums souverän mit vorangetrieben hat, und das ist die kaufmännische Direktorin Frau Dr. Kerstin Stachel. Frau Stachel hatte erstmals eine umfassende Analyse aller Defizite des Uniklinikums erarbeitet und hat auf dieser Basis zahlreiche Probleme gelöst, auch wenn das manchmal gar nicht möglich schien.

Und hat den Bau entschieden vorangebracht und, ganz wichtig, Herrn Fischer, Leiter der Bauabteilung mit seinem Team, in Zusammenarbeit mit Prof. Beyer, als anerkannter Prüfingenieur für Baustatik des Landes Sachsen-Anhalt, zu einer Höchstleitung inspiriert: Tatsächlich konnten die beiden nach Wochen der intensiven Bauplatzinspektion zwischen Ringeltaubennestern und Medienleitungen den einzig möglichen Standort für den Baukran identifizieren, und dass einen Tag vor dem geplanten Baubeginn!

Meine Damen und Herren, so viele Menschen hier wären berufen, aus jeweils ihrer Perspektive über den Modulbau und die Zukunft der UMMD zu sprechen. Und ganz wesentlich sind natürlich die politische Perspektiven, und daher freue ich mich daher sehr, dass uns diese jetzt der Herr Finanzminister Michael Richter und dann der Herr Minister für Wissenschaft und Umwelt, Prof. Armin Willlingmann, vorstellen werden.

Letzte Änderung: 15.10.2021 - Ansprechpartner: Webmaster