Interview Prof. Dr. Bernhard Sabel

Nach über 30 Jahren in den Ruhestand verabschiedet

Prof. Dr. Ph.D. Bernhard Sabel tritt zum 1. Oktober 2023 seinen Ruhestand an. 1992 folgte er dem Ruf an die damalige Medizinische Akademie Magdeburg (MAM), die 1993 Teil der neu gegründeten Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde, als bis dato erster und einziger Lehrstuhlinhaber für das Fach Medizinische Psychologie und Direktor des gleichnamigen Institutes, das im gleichen Jahr neu gegründet wurde. Er war damals der erste berufene Professor nach der Wende und mit 34 Jahren der jüngste C4-Berufene im Fachgebiet der Medizinpsychologie. Die künftige Fachvertretung zunächst für die kommenden zwei Semester wird von Prof. Dr. Kerstin Krauel und Prof. Dr. Tino Zähle übernommen. Was dieser neue Lebensabschnitt für Prof. Sabel bedeutet, erzählt er im Interview.

Auf welchen Erfolg sind Sie rückblickend besonders stolz?

Ich bin stolz darauf, nach 30 Jahren Forschung an der OVGU einen Weg gefunden zu haben, wie man Menschen mit Sehverlusten helfen kann, dass Blindheit nicht unumkehrbar ist, sondern dass es oft unentdeckte Potentiale gibt, das Sehen entgegen der Lehrmeinung wieder verbessern zu können und den dahinterliegenden neurovaskulären Mechanismus.

Sie bleiben mit Ihrem Wirken als Vorgesetzter und Kollege, als Mitarbeiter und Projektleiter, als Doktorvater, aber auch als Privatmensch in Erinnerung. Was werden Sie ganz besonders vermissen?

Vor allem werde ich den wissenschaftlichen Diskurs mit so vielen begabten jungen Menschen und ihrem erwartungsvollen Blick in die Zukunft vermissen.

Prof. Sabel_Sarah Rinka

Foto: Prof. Dr. Ph.D. Bernhard Sabel. Foto: Sarah Kossmann

Wie gut sind Sie auf den neuen Lebensabschnitt vorbereitet?

Ich bin gut gelaunt und gelassen, ohne Trauer oder Wehleid, erwartungsvoll in das Fenster der Zukunft blickend. Nur bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob ich wirklich cool und gelassen bin oder ein sehr erfolgreicher Verdränger. Da müsste man mich später nochmal zu befragen.

Worauf freuen Sie sich nun am meisten? 

Ganz besonders freue ich mich auf mehr Zeit zum Segeln, Musizieren und Reisen, ohne dass die „Arbeitsdenke“ im Gehirn immer wieder unaufgefordert und automatisch anspringt.

Werden Sie sich weiterhin für die Forschung und Lehre engagieren? Wenn ja, was motiviert Sie weiterzumachen?

Absolut! Mich motiviert die Sache „an sich“, dass wir weitere Fortschritte in der Therapie von Sehbehinderungen machen können, um Menschen zu helfen und dadurch deren Lebensqualität deutlich verbessern können; die weitere Zusammenarbeit mit jungen Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, die motiviert an ihrem Lebensweg basteln. Meine größte Bestraffung wäre Langeweile. Niemals! Wenn mich jemand fragt, wann hörst Du auf zu arbeiten, ist meine Antwort: in 30 Jahren.

Zur Person

Prof. Dr. Ph.D. Bernhard Sabel, Jahrgang 1957, studierte Psychologie an der Universität Trier und Düsseldorf und Psychobiologie an der Clark University in Worchester, Massachusetts (USA), wo er auch promovierte. Sabel machte für verschiedene Forschungsaufenthalte Station an der University of California San Francisco (USA) sowie am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Im Anschluss war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Für den Lehrstuhl für Medizinische Psychologie an die damalige Medizinische Akademie Magdeburg (MAM), die 1993 Teil der neu gegründeten Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde, ist er 1992 berufen wurden. Sabel war seitdem Gastprofessor an der Harvard Medical School, der Princeton University, der Emory University (USA) und an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften sowie der Capital Medical University in Beijing (China). Von 2008 bis 2010 war er Prorektor für Forschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, er und ist seit 2019 Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt im Deutschen Hochschulverband (DHV) und seit September 2023 gewählter Delegierter des International Council of Ophthalmology als einziger Nicht-Augenarzt. Sabel wurde für seine Forschung mehrfach ausgezeichnet. Zudem inspirierte er mit seiner Forschung den Bestseller-Autor Andreas Pflüger für eine Roman-Trilogie – ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis.

Letzte Änderung: 04.10.2023 - Ansprechpartner: Webmaster