Start der größten Studie zur digitalen Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland
Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung hat die Universitätsmedizin Magdeburg am 19. Mai 2025 den Startschuss für die deutschlandweit größte Studie zur telemedizinischen Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gegeben. Die Studie mit dem Titel „Digitale Kardiovaskuläre Prävention“ (DIKAP) wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert und soll zeigen, wie moderne telemedizinische Ansätze dazu beitragen können, das Risiko für Herzinfarkt aber auch Schlaganfall oder Demenzen nachhaltig zu senken.
Hochrangige Unterstützung bei der Auftaktveranstaltung
Den feierlichen Auftakt der Veranstaltung gestalteten Prof. Dr. med. Rüdiger C. Braun-Dullaeus, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg, sowie Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie hoben die Bedeutung der klinischen Forschung hervor und unterstrichen die zentrale Rolle der Telemedizin für die erfolgreiche Umsetzung der Studie an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.
Foto (v. l.): Prof. Rüdiger C. Braun-Dullaeus, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg, Prof. Dr. med. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg, und Prof. Dr. Daniela Dieterich, Dekanin der Medizinischen Fakultät, begrüßen die Gäste bei der DIKAP-Auftaktveranstaltung – der größten Studie zur digitalen Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland. Fotografin: Melitta Schubert/UMMD
In ihren Grußworten würdigten Gesundheits-Staatssekretär Wolfgang Beck und Wissenschafts-Staatssekretär Thomas Wünsch die große Bedeutung der Studie für die Gesundheitsversorgung in Sachsen-Anhalt. Beide betonten die Dringlichkeit innovativer Versorgungsansätze, insbesondere zur Schließung von Versorgungslücken im ländlichen Raum und zur wirksamen Bekämpfung von Volkskrankheiten wie Bluthochdruck und neurovaskulärer Erkrankungen.
Wolfgang Beck sagte: „Der medizinische Fortschritt und moderne Präventionsmaßnahmen tragen dazu bei, dass die Anzahl der durch Herz-Kreislauferkrankungen Verstorbenen in Sachsen-Anhalt sinkt. Der neue Ansatz telemedizinischer Prävention bietet eine große Chance, um die Versorgungsqualität und die Patientenzufriedenheit zu verbessern. Um diese Ziele zu erreichen, leistet die Studie einen wichtigen Beitrag. Wir versprechen uns eine Entlastung des Gesundheitswesens, von dem zukünftig sowohl die Beschäftigten als auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren werden.“
Thomas Wünsch betonte: „Sachsen-Anhalts Universitätsmedizin steht für innovative Ansätze und Lösungen. Dazu gehört auch die DIKAP-Studie, die das Wissenschaftsressort mit EU-Mitteln unterstützt. Die Frage, wie man Demenz oder Herzinfarkten durch telemedizinische Vorsorge vorbeugen kann, hat gerade für Sachsen-Anhalt enorme Bedeutung – und auch über unser Land hinaus großes Potenzial. Digitale Patientenversorgung wird vor allem in ländlichen Regionen künftig wichtiger. Umso bedeutsamer ist es, dass die Unimedizin Magdeburg mit der neuen Studie hier deutschlandweit Maßstäbe setzt.“
Zu den weiteren Gästen zählten unter anderem Privatdozentin Dr. Katharina Lechner, die in ihrer Keynote das Zusammenspiel von Digitalisierung und kardiovaskulärer Prävention beleuchtete, sowie Vertreter der Barmer Krankenkasse und der Firma Novartis, die ihre Perspektiven aus Sicht der Krankenkassen und Industrie einbrachten.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine bessere Patientenversorgung
Dr. med. Patrick Müller, Studienleiter und Kardiologe an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg, betont, dass bereits eine moderate Reduzierung des Bluthochdrucks und Optimierung weiterer Risikofaktoren (körperliche Inaktivität, Diabetes mellitus etc.) das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle deutlich reduzieren kann.
Genau hier setzt die DIKAP-Studie an: Im Mittelpunkt steht die telemedizinische Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck, um schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch Demenz frühzeitig zu verhindern. Die Universitätsklinik für Kardiologie arbeitet hierfür eng mit der Universitätsklinik für Neurologie (kommissarische Direktorin Prof. Dr. med. Stefanie Schreiber), Prof. Dr. rer. nat. Steffen Oeltze-Jafra, dem Institut für Inflammation und Neurodegeneration (Institutsleiterin: Prof. Dr. rer. nat. Ildiko Rita Dunay) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen Magdeburg (DZNE- Sprecher: Prof. Dr. med. Emrah Düzel) zusammen. „Wir werden mit unserer kombinierten interdisziplinären kardiovaskulären, neurologischen und neurowissenschaftlichen Expertise und Kompetenz zur Analyse großer Datensätze (“data science”) aus Krankenversorgung und Forschung einen wertvollen Beitrag zur Prävention und dem pathophysiologischen Verständnis des Bluthochdrucks leisten”, ergänzen die Co-Projektleiterinnen des EFRE-geförderten Projektes Prof. Dr. med. Stefanie Schreiber und Prof. Dr. rer. nat. Ildiko Dunay.
Digitale Prävention – personalisiert und wissenschaftlich fundiert
Die 12-monatige Forschungsstudie basiert auf einem innovativen und fächerübergreifenden Gesamtkonzept:
Digitale Schulungen zu kardiovaskulären Risikofaktoren und Lebensstilveränderungen werden mit einem umfassenden telemedizinischen Monitoring von Blutdruck, Gewicht, Bewegung und Medikation kombiniert.
Begleitet werden die Teilnehmenden von Ärztinnen, Ärzten und speziell geschulten kardiovaskulären Präventionsassistentinnen und –assistenten. Ergänzend kommen moderne diagnostische Verfahren wie MRT-Untersuchungen, Blutanalysen und sportmedizinische Leistungsdiagnostik zum Einsatz, um die Wirksamkeit der Maßnahmen wissenschaftlich fundiert zu evaluieren. Ein vorrangiges Ziel der DIKAP-Studie ist es, die telemedizinische Primärprävention langfristig in die Regelversorgung zu integrieren.
Die Dekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Daniela Dieterich, betont: „Das DIKAP-Forschungsprojekt verkörpert den interdisziplinären Ansatz, den wir an unserer Universitätsmedizin fördern. Es verbindet Kardiologie, Neurologie und Datenwissenschaft, schafft neue Impulse für Forschung und bietet wertvolle Lernfelder für unsere Studierenden. Diese fächerübergreifende Zusammenarbeit wird die Ausbildung zukünftiger Mediziner und die Patientenversorgung nachhaltig prägen.“
Sachsen-Anhalt als Modellregion für digitale Versorgung
Sachsen-Anhalt weist bundesweit die höchste Prävalenz von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Prof. Dr. med. Hans-Jochen Heinze, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg, unterstreicht: „Bis zu 80 Prozent dieser Erkrankungen wären vermeidbar. DIKAP setzt hier an – mit dem Anspruch, nicht nur die Versorgung zu verbessern, sondern auch langfristig das Gesundheitssystem zu entlasten. Deshalb sind wir sehr froh, diese Studie zu starten.“
Förderung und Perspektive
Das Projekt wird vom Land Sachsen-Anhalt mit 3,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert (Förderkennzeichen ZS/2024/02/184014). Ziel ist es zudem, eine Telemedizinplattform als digitale Versorgungsstruktur im nördlichen Sachsen-Anhalt aufzubauen – mit einer geplanten Vernetzung bis nach Berlin.
Teilnehmende gesucht
Für die Studie werden aktuell Teilnehmende ab 40 Jahren gesucht, die an Bluthochdruck leiden und mindestens einen weiteren Risikofaktor wie Rauchen, Übergewicht, Diabetes oder Bewegungsmangel aufweisen.
Voraussetzung: Es darf bisher kein Herzinfarkt, Schlaganfall und keine Demenz aufgetreten sein.












Kontakt für Studieninteressierte
Vanessa Fischer, Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg
Vanessa.fischer@med.ovgu.de
Tel.: +49-391-67-24860
Wissenschaftlicher Kontakt
Dr. med. Patrick Müller, Assistenzarzt, Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie Magdeburg
patrick.mueller@med.ovgu.de
Tel.: +49-391-67-13201
www.dikap.med.ovgu.de